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Morphologie der Fangschreckenkrebse

Morphologie der Fangschreckenkrebse

 Stromatopode

Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) gehören zu den sogenannten „höheren“ Krebsen im engeren Sinn (Eumalacostraca)

Die Körperorganisation der Vertreter der Gruppe Eumalacostraca ist recht konservativ:

Der Kopf wird von sechs Segmenten gebildet, der vordere Rumpf umfasst acht Segmente und der hintere („Krebsschwanz“) umfasst sechs, wobei das sechste mit dem Telson gekoppelt ist und dessen Beine zusammen mit dem Telson den Schwanzfächer bilden.

Fangschreckenkrebse treiben diese Unterteilung noch weiter. Der Kopf ist deutlich in zwei Abschnitte gegliedert. Der vordere ist gelenkig vom Rest des Kopfes abgesetzt und umfasst drei Segmente, welche allesamt vor allem sensorische Aufgaben erfüllen (Okularsegment, Antennulasegment, Antennensegment). Der zweite Kopfabschnitt ist der vordere Teil des Fressapparates und umfasst ebenfalls drei Segmente (Mandibelsegment, Maxillulasegment, Maxillensegment), die sich alle unter dem Schild befinden.
Auch der vordere Rumpfabschnitt ist in zwei Unterabschnitte unterteilt. Die vorderen fünf Segmente tragen Z-förmig gefaltete Beine, die in klappmesserartigen Greifklauen enden. Trotz dieser Ausstattung dient das erste dieser fünf Beinpaare vor allem zum Putzen der Augen. Das zweite dieser fünf Beinpaare ist besonders auffällig entwickelt und stellt die großen Raubbeine dar. Hiermit wird Beute gemacht. Die hinteren drei Paar Klauenbeine sind wieder etwas kleiner und dienen dem Zerkleinern der Beute.
Als Hinterteil des vorderen Rumpfabschnittes können drei Segmente angesprochen werden, die je ein Paar Laufbeine tragen. Allerdings zeigt sich bei genauem Hinsehen, dass Teile des letzten Segmentes des vorderen Teils des vorderen Rumpfabschnittes mit in diesen funktionalen Abschnitt eingebunden werden.

Fangschreckenkrebse zeigen also, quasi als Paradebeispiel, wie „Arbeitsteilung“ an einem Körper aussehen kann:

1) Mehrere Segmente bilden funktional Körperabschnitte;

2) die Segmente eines Körperabschnittes tragen ähnliche Anhänge, die dann

3) ähnliche Funktionen ausüben. Bestimmte Funktionen werden so von spezialisierten Körperabschnitten (Tagmata; Einzahl: Tagma) übernommen.

Gemeinhin werden Fangschreckenkrebse in Boxer („Smasher“) und Speerer unterteilt, was jedoch grob falsch ist.

Boxer sind Formen, bei denen das Raubbein eine Verdickung aufweist, mit der die Beute mehr oder weniger erschlagen wird. Dabei treten so hohe Kräfte auf, dass sich Kavitationsblasen bilden („Vakuum“, Lichtblitz etc.), die beim Kollabieren einen weiteren Schock auslösen. Somit können hartschalige Beutetiere zunächst außer Gefecht gesetzt und dann zerlegt werden. Boxer bauen mit diesen „Werkzeugen“ Höhlen, zum Beispiel in Korallenriffen und finden so auch den Weg in Aquarien, wo sie aber eher ungeliebte Störenfriede sind. Sie töten Mitbewohner, treiben störender Weise ihre Bauvorhaben vor allem nachts voran, und das lautstark, oder sie „zerschießen“ direkt die Aquariumsscheibe.

Speerer tragen an ihrem Raubbein eine Reihe spitzer Stacheln und spießen damit weiche Beute auf. Auch wenn hier keine Kavitation auftritt, gilt diese Bewegung als schnellste muskelvermittelte Bewegung. Allerdings ist auch das nicht ganz korrekt, da Fangschreckenkrebse beim Fangschlag auf eine Art „Feder“ zurückgreifen, welche zwar durch einen Muskel vorgespannt wird, die eigentliche Bewegung erfolgt dann aber über das Entspannen der „Feder“.

Warum ist nun die Unterteilung in Boxer und Speerer falsch?

Nun, es gibt Arten, denen die Boxerschwellung zu fehlen scheint und die trotzdem boxen oder auch Arten, die sowohl fürs Boxen (Schwellung) als auch fürs Speeren (Stacheln) Spezialisierungen zeigen. Die Trennung ist somit weit weniger scharf und eher fließend. Es gibt sicher Boxer und es gibt Speerer, es gibt jedoch auch zahlreiche „Unentschlossene“.

Fangschreckenkrebse sind aber auch in zahlreichen anderen Eigenschaften "speziell"

Ihre Augen etwa sind hoch spezialisiert. Die meisten Tiere besitzen nur wenige Farbrezeptoren, Menschen mit drei Farbrezeptoren sind da bereits in der Spitzengruppe. Fangschreckenkrebse bringen es jedoch auf bis zu zwölf. Dann können die Tiere auch noch mit nur einem ihrer Komplexaugen stereoskopisch sehen, also Tiefe wahrnehmen.

Fangschreckenkrebse sind somit recht eindrucksvolle Vertreter der Gliederfüßer und der Krebse, einzig eine Enttäuschung bleibt: Man kann die Tiere zwar prinzipiell essen, sie sind jedoch quasi leer; ihnen fehlt nämlich der massive Muskelapparat im hinteren Rumpfabschnitt, der bei Garnelen, Hummern und Langusten so schmackhaft ist.